Wir, die Supporter – Jonas & Johannes, Mel & Hans-Jürgen, Levke & Captain Lars – hatten zwei Hauptaufgaben während des Rennens. Zum einen mit dem Racecar, in Besetzung von vier Radfahrern und zwei Supportern, immer auf der Rennstrecke zu bleiben und zum anderen die zwei Wohnmobile mit jeweils zwei Athleten und einem Crew-Team schnellstmöglich zum nächsten Wechselpunkt zu fahren.
Im Racecar wurden je nach Höhenprofil, alle 5-15 Minuten die vier aktiven Radfahrer umeinander auf die Rennstrecke geschickt. Dies erforderte die Auswahl einer geeigneten Wechselstelle, die den Regeln der RAAM-Veranstalter entsprechen musste. Je nach Körpergewicht, Aerodynamik und Gegebenheiten der festgelegten Route wurde in Absprache mit den Radfahrern die Wechseltaktik festgelegt. Während des Tages erfolgten die Wechsel „fliegend“. Das Racecar fuhr voraus, der nächste Radfahrer wurde am Straßenrand positioniert und ohne Zeitverlust ging es weiter. Nachts hingegen durfte aus Sicherheitsgründen nur stehend gewechselt werden, da das Racecar immer in einem Abstand von 10 Metern hinter dem Radfahrer bleiben und nicht vorausfahren durfte. Dieses „Direct Follow“ in der Nacht musste zwischen 19 Uhr abends und 7 Uhr morgens stattfinden. Daher wurden grundsätzlich vor 19 Uhr und nach 7 Uhr die Autos getankt, um den Radfahrer nicht alleine zu lassen.
Die gesamte Strecke von 5000 km war in 53 Segmente aufgeteilt. Ungefähr alle 80 km gab es am Ende jedes Streckensegments eine Timestation. Bei Erreichen dieser Stationen musste die Ankunftszeit auf der RAAM-Internetseite eingetragen werden und die neue Teilstrecke in unserer Kartennavigations-App ausgewählt werden. Zudem wurde jedes Mal der Meilenstand des Autos auf Null gesetzt, um immer einen Bezug zu den Anweisungen im Roadbook (Streckenbuch) zu haben oder gegenüber der Rennleitung die genaue Position festzustellen zu können.
Während das Racecar immer auf der RAAM-Route unterwegs war, brachten wir in den beiden Wohnmobilen die pausierenden Radfahrer zum jeweils nächsten Einsatzort. Die nächsten Wechselorte waren zwischen 400 und 600 km voneinander entfernt. Somit verblieb von den maximal 14 Stunden Womo-Zeiten nach Abzug der Fahrzeit und für Besorgungen oftmals nur eine Schlafzeit von selten mehr als 3 Stunden pro Tag. Nachdem die Radfahrer im Wohnmobil eine erfrischende Dusche genießen konnten, wurde je nach Tageszeit entschieden, ob zuerst die Fahrstrecke in Angriff genommen oder im Wohnmobil geschlafen wurde. Aufgrund des Tagesrhythmus und der Temperaturen wurde, wenn möglich, nachts geschlafen.
Der dauerhafte Schlafentzug war mit Abstand die größte Herausforderung für uns Supporter. Von Tag zu Tag wurde es schwieriger, neben dem Autofahren auch die anderen Aufgaben zu bewältigen: die Fahrzeuge zu tanken, Verpflegung nach den Wünschen der Radfahrer einzukaufen, die Wohnmobil-Toilette zu entleeren und mit Frischwasser zu befüllen. Alle Fahrzeuge mussten mindestens einmal täglich betankt werden.
Die täglich veränderten Landschaftsbilder waren beeindruckend. Triste, flache Abschnitte wie in Kansas, wechseln sich ab mit hügeliger, grüner Landschaft wie beispielsweise in Colorado.
Herausfordernd waren die klimatischen Bedingungen und die raschen Veränderungen. Die Strecke in Kansas war durch extreme Windverhältnisse besonders nervenaufreibend. Das Wohnmobil war durch dessen große Angriffsflächen wie ein Schwamm auf Rädern. Eine Meilenweite Einöde, die wegen ihrer geringen Besiedlung wenig an Tankmöglichkeiten und Supermärkten zu bieten hat. Das Dorf Kim, mitten in Kansas, hat 74 Einwohner, eine Tanke und einen Imbiss. Der Laden wurde vom SVE mit einer Bestellung von 12 Burgern leer gekauft. Mit der anschließenden Betankung des Wohnmobils war die Crew dann nicht weiterhin in der Metropole erwünscht.
Ein tolles Zusammenspiel zwischen Crew und Sportlern war der Antrieb für eine gute Gruppendynamik. Stresssituationen und Leistungsgrenzen wurden gemeinsam bewältigt, Erfolge und Highlights wurden oftmals mit ziemlich guter Stimmung gefeiert.